Die Schützenkompanie ” Peter Mayr” Brixen veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Schützenbezirk Brixen die alljährliche Peter Mayr Gedenkfeier in der Mahr. Umrahmt wurde diese Feier mit der Musikkapelle ” Peter Mayr” Pfeffersberg.

Hptm. Thomas Mitterrutzner begrüßt alle anwesenden Abordnungen, besonders die Abordnung aus St. Georgen,  Prof. Luis Gurndin, Ehrenleutnant Pius Leitner (Abgeordneter zum Südtiroler Landtag a.D. ), Bürgemeister von Brixen Peter Brunner mit Stadtrat. Prof. Luis Gurndin hielt ein kurze Andacht. Anschließend wurde die Gedenkansprache von Pius Leitner vorgetragen. ( im Anschluß der Text ). Die gelungene Ehrensalve , abgefeuert von der Schützenkompanie ” Peter Mayr” Brixen, unter dem Kommando von Hptm. Thomas Mitterutzner, und der musikalischen Begleitung ” Ich hat einen Kameraden” wurde am Denkmal ein Kranz niedergelegt. Mit der Landeshymne endete die Gedenkfeier.

Gedenkansprache:

Hohe Geistlichkeit,

liebe Schützen undMarketenderinnen,

liebe Musikanten,

liebe Tiroler Landsleute!

Wenn wir alljährlich des todes von andreas Hofer und seiner Mitstreiter gedenken, hier  in besonderer weise an Peter Mayr, Wirt an der Mahr, so soll dies nicht nur eine sich schablonenhaft wiederholende oberflächliche geste sein, sondern eine ehrenvolle Verpflichtung im Zeichen einer sinnvollen erinnerungskultur undals Wegmarkierung für unsere Zukunft. Ein Volk ist so viel wert, wie es seine Toten ehrt !

Die Erschießung Andreas Hofer in Mantua am 20. Februar 1810 und die gleichzeitige Erschießung von Peter Mayr in Bozen liegen 210 Jahre zurück und dennoch ist dies ein Datum, das sich wie kaum ein anderes ins kollektive Gedächtnis eingeprägt hat. Für viele ist Andreas Hofer die Klammer, welche die Tiroler Landesteile auch heute noch zusammenhält. Peter Mayr mag zwar etwas im schatten von Andreas Hofer stehen, aber auch sein Handeln hat uns heute noch etwas zu sagen. 

Auf die Frage, was denn die viel beschworenen “europäischen Werte” bzw. der  “europäische Geist “  sind, würden Andreas Hofer oder Peter Maxr wohl antworten, dass es der Geist der Freiheit, der Brüderlichkeit, des christlichen Glaubens ist bzw. sein sollte.  In den vergangenen 210 Jahren hat sich Europa stark verändert. Kriege und Ungerechtigkeiten haben das menschliche Zusammenleben immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts haben vor allem in Europa tiefe Spuren hinterlassen. Auch unsere Väter und Großväter mussten am eigenen Leib erleben, was Krieg wirklich bedeutet. Deshalb erinnern wir am Gedenktag von Andreas Hofer und Peter Mayr nicht nur an sie und an die opfer aller politischen Gewalttaten bis herauf in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, ja, bis heute.Wir erinnern aber auch an das unsägliche Leid aller Frauen, das gerne vergessen wird. Es waren auch in unserer Geschichte Frauen, die das Fernbleiben oder den Tod des Vaters, des Sohnes, des bruders oder Geliebten zu beklagen hatten. Die Frauen haben wohl kaum “hurra” geschieen, als ihre Männer Richtung Bergisel und die anderen Kampfplätze zogen und sie mit ihren Kindern schauen mussten wie sie über die Runden kommen. Da gab es viele Tränen, Entbehrungen, Leid und Ärger. Es muss uns heute allen klar sein, dass der Krieg im Grunde nur Verlierer  kennt.

Die Geschichte über die Tiroler Erhebung gegen Napoleon und  Bayern ist allen bekannt. Bekannt ist auch das bittere Ende. Andreas Hofer, der mit den Siegen am Bergisel dem großen Franzosenkaiser empfindliche Niederlagen bescherte, büßte mit dem Tod. Er nahm schlussendlich alle Schuld auf sich, um dem Tiroler Volk harte Strafmaßnahmen zu ersparen. Die wirkliche Größe Andreas Hofers liegt nicht in seinem militärischen Handeln, nein, sie lieht in seiner Menschlichkeit, am Ende auch in seiner Zerbrechlichkeit. Unzerbrechlich war jedoch sein christlicher Glaube, der in seinen letzten Tagen, ganz besonders in seiner letzten Nacht und in seiner Sterbestunde zum Ausdruck kam. Da kommen mir die Worte in den Sinn, der vor kurzem sagte: “Ohne Religion ist nser Dasein one SInn. Die Religion war undist die Kraft unserer Leute. Was ist, wenn sie wegfällt?” Diese Frage möge jeder für sich beantworten. Ich denke da an die Bezeichnung U-Boot-Christen. Diese tauchen meist unter und nur gelegentlich auf, wenn gerade ein Ereignis ansteht, eine Taufe, eine Firmung, eine Hochzeit oder eine Beerdigung. Otto von Habsburg meinte dazu einmal : ” Europa wird christlich sein oder es wird gar nicht sein”: Leider war es nicht möglich, das Christentum in der europäischen Verfassung zu verankern – ein Kriegsfall vor dem Islam? Man denke darn, wie es den Christen dort geht, wo der islam herrscht! 

Es wird so viel von den “europäischen Werten” geschrieben und geredet. Der europäische Gedanke beruht auf Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit; die europäischen Werte gründen auf Christentum,Humanismus und Aufklärung.Andreas Hofer und Peter Mayr muss man in diesem Zusammenhang aus der Sicht der damaligen Zeit beurteilen und nicht mit den Maßstäben unserer Zeit. Die Aufklärung war ihnen nicht nur fremd, sie lehnten sich dagegen auf. Auch sie würden heute ein Handy haben und Nachrichten nicht mehr mit Kreidefeuern, sondern über eine WhatsApp- Gruppe verbreiten. Was wir von ihnen für uns mitnehmen können, ist ihre unerschütterliche Liebe und ihr Einsatz für die Freiheit. 

Für Freiheit gibt es viele Definationen; entscheidend ist zu erkennen, das es keine freiheit ohne Veranrwortung gibt. Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will. In diesem Zusammenhang genügt es an die beiden faschistischen Diktaturen des vergangenen jahrhunderts zu erinnern. Wir haben gelernt, dass  die Freiheit immer auch dieFreiheit des Andersdenken ist und dass die persönliche Freiheit dort aufhört, wo die Freiheit des Nächsten beginnt. 

 Wenn wir hier in der Mahr in besonderer Weise Peter Mayr’s gedenken, so kommen wir um die Begriffe Wahrheit und Ehrlichkeit nicht herum. Peter Mayr wollte bekanntlich sein Leben nicht um eine Lüge erkaufen. Hätte er öffentlich erklärt, von der Proklamation des Vizekönigs Eugene de Beauharnais vom 12. November 1809, wonach das Tragen von waffen bei Todesstrafe verboten war, nie etwas gehört zu haben,wäre er mit dem Leben davon gekommen. Das Gnadengesuch seiner Frau Maria Fuchs, die mit ihm fünf Knder hatte , hatte bei General Louis Baraguey d’Hilliers Erfolg, denn dieser hob das vom Kriegsgericht erlassene Urteil unter dem Vorwand eines Formfehlers auf. Mit einem neuen Verfahren erhielt Peter Mayr die Möglichkeit, sich zu retten. Er nutzte sie bekanntlich nicht. Auf ihn trifft zu:Ehrlichkeit ist ein teures Geschenk, das man von billigen Leuten nicht erwarten kann “. 

Irgendwie ging und geht es den Tirolern zu jeder Zeit, wie schon vor 210 jahren, auch um die politische Freiheit. Wir leben in einer Zeit größter Zweifel und Unsicherheiten – nicht nur was den in den letzten Wochen aufgetretenen Coronavirus betrifft. Immer mehr Menschen ziehen sich aus der öffentlichkeit ins Privatleben zurück, sei es aus Sorge um da persönliche Wohlergehen, sei es aber aus Bequemlichkeit und Egoismus. Unser Land im Herzen Europas hat viele Möglichkeiten, sich gut zu entwickeln, es drohen aber auch Gefahren, die nicht zu leugnen sind. Mit Mut und Zivilcourage müssen wir die Herausforderungen annehmen, mit demokratischen Mitteln und mit Respekt. Wo Menschen mit Zivilcourage gibt, braucht es keine Helden. eines sollten wir uns immer vor Augen halten: wir Südtiroler können gerne auf die Hilfe und Unterstützung anderer bauen, entscheidend wird aber immer unser eigener Einsatz sein. Das war zu Andreas Hofer und Peter Mayrs Zeiten so und das hat sich nicht geändert. Wie sich dieTiroler Anne neun von Wien im Stich gelassen fühlten, so muss man auch heute Bedenken anmelden, wenn von der viel zitierten Herzensagelegenheit  die Rede geht. Als stichwort genügt da wohl die österreichische Staatsbürgerschaft für Südtiroler. Wer sich mit den hintergründen der österreichischen südtirolpolitik näher befassen will, möge das unlängst erschienene Buch “Südtirol – Opfer geheimer Parteipolitik ” von Helmut Golowitsch lesen. ein Journalist der “Salzburger Nachrichten” schrieb einmal in einem Kommentar: ” In Österreich ist Zeitgeschichte die Fortsetzung der parteipolitik mit anderen Mitteln”. Das kann natürlich nicht bedeuten, dass wir uns vom Vaterlland abwenden, ganz im Sinne eines Peter Mayr- miteinander umzugehen. Im Übrigen gilt obgenanntes Zitat über Zeitgeschichte nicht nur für Österreich, sondern allgemein. da fällt mir ein weiteres Zitat ein, nämlich folgendes vonSamuel Butler, einem britischen Schriftstellers des 19. jahrhunderts(!) wohlgemerkt: “Gott kann die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber Historiker können es .” Wie gesagt, in letzter Konsequenz liegt es an uns , wie wir die Zukunft gestalten wollen.Darüber nachzudenken gehört auch zum Sinn solcher Gedenkveranstaltungen. Es geht  heute nicht um Heldenmut, sehr wohl  aber um den Mut und den Willen, nicht abseits zu stehen und zu nörgeln, sondern mit anzupacken und mitzudenken. Nicht mit der Waffe in der Hand wie seinerzeit Peter Mayr, sondern mit den Waffen des Geistes und der Demokratie. Dazu gehört für unssüdtiroler auch das verbriefte Recht auf Selbstbestimmung, dieses irgendwann auch zu beanspruchen, bedeutet nicht Zwiespalt zu säen, zu “zündeln” oder zuhetzen, auch nicht die Errungenschaften der Autonomie schlecht zu reden oder gar zu verwerfen, sondern auf der grundlage des Völkerrechtes über die eigene Zukunft selber zu entscheiden. Am 10. Oktober werden es 100 jahre, dass Südtirol gegen den Willen Teil des italienischen Staates wurde. Wäre dies nicht ein anlass , die Südtiroler abstimmen zu lassen ob sie weiterhin bei diesem Staat bleiben, einen unabhängigen Staat gründen oder sich mit Tirol wiedervereinigen und in den Schoss des Vaterlandes zurückkehren wollen ? Meine Meinung : 100 jahre bei Italien sind genung!

Wer die Freiheit will, muss sie jeden tag erkämpfen. Die Freiheit ist eine Treppe mit tausend Stufen, ohne Fahrstuhl. Ohne Anstrengung und ohne Mühen kommt man nicht weit. Um es mit einem satz von Marie von Ebner-Echenbach zu sagen: ” Der Zweifel am Sieg entschuldigt niemals das Aufgeben des Kampfes”. 

Bewahren wir das Andenken an Andres Hofer, Peter Mayr und ihre Mitstreiter , an alle Opfer von Kriegen und Gewalttaten unseresVolkes und bemühen wir uns , auf der Grundlage von Frieden und gerechtigkeit, mit den demokratischen Mitteln unserer zeit diesem Andenken gerecht zu werden und tragen wir dazu bei, unsere Heimat Tirol friedvoll in die Freiheit und in eine gute Zukunft zu führen.

Pius Leitner

Abgeordneter zum Südtiroler Landtag a.D.

eitner

Abgeordneter zum Südtiroler Landtag a.D.